Wenn man in gemütlicher Runde dieses Thema anschneidet, kann es schon mal zu hitzigen Diskussionen kommen. Sind Bio-Lebensmittel gesünder, umweltfreundlicher und sogar leckerer als konventionell erzeugte Lebensmittel? Reicht es Obst und Gemüse zu schälen? Sind die vielen bunten Bio-Siegel nur Geldschneiderei und was für Öko Freaks?
Dazu schauen wir uns kurz an, was bio eigentlich bedeutet, welche Siegel es gibt, wie die Preisunterschiede aussehen, wie es mit der Thema Nachhaltigkeit aussieht und ob bio wirklich gesünder ist.
Was bedeutet Bio eigentlich?
Die Mindestanforderungen an Bio-Lebensmittel legt die EU in der sogenannten EG-Öko-Verordnung fest. Darin enthalten sind unter anderem folgende Punkte:
- Beim Anbau von Bio-Lebensmitteln dürfen keine chemischen Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger eingesetzt werden.
- Es darf keine Gentechnik verwendet werden.
- Es darf eine geringere maximale Anzahl an Tieren pro Hektar gehalten werden. Tiere dürfen nur biologisches Futter bekommen und Antibiotika dürfen nur zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden.
- Für die Herstellung von verarbeiteten Bio-Lebensmitteln sind nur etwa 50 Zusatzstoffe zugelassen (bei konventionellen Lebensmitteln sind es mehr als 300). Zu den „verbotenen“ Zusatzstoffen zählen zum Beispiel Süßstoffe, künstliche Farbstoffe, Stabilisatoren, Konservierungsmittel und Geschmacksverstärker.
- In verarbeiteten Bio-Lebensmitteln müssen nur 95 % der Zutaten bio sein.
Was ist erlaubt?
Es gibt inzwischen sehr viele Bio Siegel und jedes hat andere Kriterien. Das Bio Siegel der EU setzt den geringsten bio-Standard – Demeter hat den höchsten Bio-Standard. Was man trotz aller Siegel nicht vergessen sollte – eine Zertifizierung kostet Geld und es gibt auch Bauern, die biologisch produzieren ohne ein Siegel zu haben.
Diese Übersicht der Uni Passau mit den wichtigsten Bio-Siegeln fand ich sehr hilfreich für einen schnellen Überblick.
Kriterien/ Erzeuger | konventionell | EU-Bio | Naturland | Bioland | Demeter |
Anzahl von erlaubten Lebensmittelzusatzstoffen | 300 | 47 | 22 | 23 | 13 |
Einsatz von Gentechnik | erlaubt | bis zu 5 % | nein | nein | nein |
Bio Futter | keine Vorschrift | 95 % | 100 % | 100 % | 100 % |
max. Hennen pro Gebäude | keine Beschränkung | 20.000 | 12.000 | 6.000 | 3.000 |
Legehennen pro qm | 10 | 6 | 6 | 6 | 4,4 |
Schweine pro ha | keine Beschränkung | 14 | 10 | 10 | 10 |
Enthornung von Rindern | erlaubt, ohne Betäubung | erlaubt | nicht empfohlen | zulässig im Ausnahmefall | nicht erlaubt |
Ist Bio gesünder?
Nur weil man zu Süßigkeiten mit Bio-Siegel isst, ernährt man sich noch lange nicht gesund. Es kommt natürlich auf die Produkte an, die man konsumiert. Frisches Obst und Gemüse oder doch Fertigprodukte?
Ein konventioneller Apfel hat natürlich den gleichen Gehalt an Vitamin C wie ein Bio-Apfel. Was man sich bei Bio-Lebensmitteln spart sind etliche Lebensmittelzusatzstoffe in Fertigprodukten und die Rückstände von Pestiziden, die teilweise in Verdacht stehen Krebs auszulösen.
Eine Ernährung ohne diese Stoffe zahlt sich also eher über die Jahre aus. Gleichzeitig dankt es einem die Natur, deren Bio- Diversität nicht zerstört wird und auch unser Trinkwasser hat so eine bessere Qualität.
Alles eine Kostenfrage?
Können sich Familien Obst und Gemüse ohne Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder Fleisch ohne Rückstände von Antibiotika leisten? Hier lohnt sich tatsächlich Preise zu vergleichen, denn bio ist nicht unbedingt immer teurer als konventionelles Essen. Es gibt definitiv einen großen Preisunterschied von den günsigsten konventionellen Discounterwaren zu den 100 % regionalen Bioprodukten aus dem Bioladen.
Da bei den billigen Produkten, kaum auf Umweltschutz und Tierwohl geachtet wird, kann man 1kg Hähnchen schon für 2€ kaufen. Die tatsächlichen Kosten spiegelt der Preis wohl kaum wieder. Mein Tipp, einfach seltener Fleisch konsumieren, dafür bewusster mit einem Preis, der Futter, artgerechte Haltung, Aufzucht und Schlachtung wirklich wiederspiegelt. Denn in Bio-Qualität kosten Hähnchenschenkel mindestens das fünffache.
Wer im Supermarkt Markenprodukte kauft, die auch öfter ein EU-bio-Siegel besitzen, der sollte mal ein adäquates Bioprodukt aus dem Bioladen testen. Hier sind die Preisunterschiede nicht so groß – dafür aber die Qualität, je nach Siegel. Die teure Werbung der Markenprodukte ist nämlich im Preis eingerechnet 😉
Bei Obst, Gemüse und Schokolade sind die Preisunterschiede deutlich geringer. Wenn man sich also nciht den kompletten Einkauf in bio-Qualität leisten kann, dann zumindest für diese Produkte. Bei Kartoffeln und Co. spart man sich dann sogar das Schälen und hat mehr davon.
Ich selbst kaufe ausschließlich Bio-Lebensmittel, am liebsten vom Bauern um die Ecke. Und selbst wenn das Geld nicht so locker ist, spare ich als letztes an der Qualität meiner Lebensmittel.
Wenn du Interesse bekommen hast und noch mehr über Ernährung lernen möchstest oder deine Ernährung umstellen möchtest, helfe ich dir gerne dabei.